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Kostbares Kästchen

Aus der Eifeler Volkszeitung 18.08.1955

 

Kostbares Kästchen ging verloren

Alter der Waldorfer Kapelle unbekannt – eine echte Eifelkirche

 

Waldorf, im August

Die Dorfkapelle, die schon seit langem für den Sonntäglichen Gottesdienst viel zu klein ist, wurde jetzt mit einer Empore ausgestattet. Die neue Empore passt sich gut dem alten Kirchlein an und es ist erfreulich. daß trotz der Veränderung die Eigenart eines echten Eifeler Gotteshauses im Süden    des Amtsbezirks Blankenheim erhalten geblieben ist.

Überhaupt ist über diese alte Dorfkirche in der Umgebung viel zu wenig bekannt. Sie ist nämlich ganz sicher weit und breit eines der ältesten Gotteshäuser und hat im Laufe der Jahrhunderte wohl wenig Änderungen erfahren, da naturgemäß den Kirchen der Filialorte weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, als den Kirchen im Pfarrort. So dürfen wir annehmen, daß dieses Kirchlein noch heute in seiner einstigen Ursprünglichkeit vor uns steht.
 

Urkunde in lateinisch
Nicht nur der Patron der Kapelle, der heilige Dionysius. weist darauf hin, daß wir es hier mit einem sehr alten Gotteshaus zu tun haben, sondern noch mehr ein Fund von Pergamenten, die um die Jahrtausendwende geschrieben wurden. Beim Versetzen einer Mauer um 1880 fand man diese kostbaren Schriftstücke, die in einem kostbaren Kästchen. das in einen großen Stein eingelassen war, die Zeiten überdauerten. Die in lateinischer Sprache verfaßten Urkunden gaben das Jahr 900 als Baujahr des Kirchleins an.

Leider sind sie um die Wende zum 20. Jahrhundert aus heute nicht mehr zu klärenden Ursachen verloren gegangen. Spätere Nachforschungen danach blieben leider ergebnislos.


Aber auch rein äußerlich wird dem Besucher das hohe Alter des Kirchleins klar.

Über fünf ausgetretene Stufen gelangt man in das Innere. Auch an heißen Sommertagen wird man von einer wohltuenden Kühle empfangen. Der Blick fällt unwillkürlich auf die mit goldenen Ranken umwundenen Säulen des Barockaltares. Eine verwirrende Fülle von Figuren und schwebenden Englein bietet sich dem Betrachter. Die Hauptfigur des Altares stellt den heiligen Dionysius dar. Er ist der Schutzpatron Waldorfs. Dieser Bischof und Martyrer trägt als Sinnbild seiner Enthauptung den Kopf in den Händen.

 

Das durch die bunten kleinen Fenster spärlich einfallende Sonnenlicht taucht den Altar in ein geheimnisvolles Spiel der Farben. Von außen hätte man dieses Kunstwerk wahrhaftig nicht in dem Kirchlein vermuten können.

Wuchtiges Gewölbe
Erst allmählich wandert der Blick vom Altar weg zu den deutlich sich abheben Gewölberippen, die für unsere heutigen Begriffe und für die Größe des Gotteshauses überhaupt allzu wuchtig, fast erdrückend wirken. Doch wenn dann der Blick die Dicke der Bruchsteinmauern einfängt, mildert sich dieses Urteil wieder.

Nur die putzigen Englein am Altare wirken gegen diese Wucht und Masse allzu zierlich. Die meterdicken Wände haben außer der Leidensgeschichte des Heilandes keinen Schmuck, um so eindringlicher sprechen darum die einzelnen Stationen den Besucher an.

Von den beiden ehemaligen Glocken des Kirchleins ist eine dem letzten Kriege zum Opfer gefallen. Die andere, noch vorhandene, läutet die Gläubigen zum heiligen Meßopfer. Sie ist dem heiligen Dionysius und dem heiligen Egidius geweiht.

Über den Ursprung und das Alter der Glocken ist nichts bekannt. Auch an der Glocke selbst findet sich weder eine Jahreszahl noch eine Inschrift. Dorf- und Schulchronik. die vielleicht darüber hätten Aufschluß geben können, fielen ebenfalls den Wirren des Krieges zum Opfer.

 
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